50 ist das neue Nazi

Ich weiß ja nicht, was bei Euch in den Städten so los ist. Keine Ahnung, ob ihr in so gruseligen Großstädten wie Berlin oder Frankfurt lebt, wo eh nix mehr geht, weil zu viele Menschen auf engem Raum, aber hier bei mir, in meiner schnuckeligen 200-tausend Seelengemeinde (ja, ich weiß, ich romantisiere), also hier geht mir Autofahren gerade so sehr auf meine nicht vorhandenen Eier, (@Dr Schwein … ne Frau, eindeutig 😊), dass es wehtut.

Ich will einfach nur mein Auto in die Werkstatt bringen. Glatte 10 km Fahrt. Überall in der Stadt harte 30 km/h. Wirklich an vielen Stellen so unnütz und als infame Gemeinheit anzusehen, dass ich sauer werde. Ja, jedes Mal, wenn ich da langfahren muss. 

Autobahn. Stau, weil jahrtausendalte Brücken kaputt sind. Alles wird einspurig. Straßen ebenfalls kacke. Ich im Stau. Noch 8 km. 

Mir kommt die Idee einfach einen Schleichweg zu fahren. Nicht um zu schleichen, sondern um jedweden Stau aus dem Weg zu gehen. Klappt aber auch nur so semi, denn obwohl jetzt mal 50 km/h innerhalb der romantisierten Stadt erlaubt sind, …

FÄHRT SIE KEINER! Noch 3 km.

Ich fasse es nicht, was ist mit den Leuten los? Alternativ muss ich vielleicht überlegen, ob mit mir was nicht stimmt. Ich hab’s versucht, konnte jetzt aber nichts finden. Also bei mir.

In jedem Fall brauchte ich in so einer verdammt kleinen Stadt so unfassbar viel Zeit für diesen kurzen Weg, weil sich diese eingeschüchterte, bevormundete und anscheinend reflexionsunfähige Gesellschaft nicht mal mehr traut 50 zu fahren. Früher fuhren alle 55 in der Stadt. Manche auch 65. Heute fahren sie freiwillig max32, obwohl sie erst ab 56 km/h geblitzt werden würden.

Ist 50 fahren das neue Nazi, frage ich mich und fahre absichtlich 60, als ich ein einziges Mal freie Fahrt habe.  Ein rebellisches Grinsen auf den Lippen, was natürlich nur kurz währt, denn erneut ist jemand vor mir, der freiwillig 29,3 km/h fährt.

Es ist zum Verzweifeln …

7 am 7-ten

Zufall, Verwirrt, Eltern, Rollen, Kontroverse, Messer, Zottelig

Als er wach wurde roch es von irgendwoher nach Kotze.

Als er wach wurde roch es von irgendwoher nach Kotze.

Als er …

Moment mal, war er jetzt völlig verwirrt oder wiederholten sich seine Gedanken als bulemischer Monolog in seinem bescheuerten Kopf? Wobei seine Eltern wahrscheinlich nicht den Begriff verwirrt genutzt hätten, sondern sowas nettes wie: völlig bescheuert oder auch durchgeknallt. Vollidiot. Drecksack. Schizophrener Grenzdebiler kam auch schon mal, aber an diesen Abend erinnerte er sich nicht so gern, da war nämlich dann was kleines passiert. Eine minimale Kontroverse zwischen Vater und ihm.

Ein Maleur.

Scheiß großes Messer in Vaters klebrig pappiger, vor allem vollgekrümelter Schublade in der Küche. Der saure Geruch der Kotze zog in seine Nase. Als vorhin dieser Holzbalken von oben auf ihn niederkrachte, dachte er schon, sein verficktes Karma würde ihn nun heimsuchen. Naja so nett war die Messeraktion von ihm damals nicht, aber der Zufall wollte es, oder seinetwegen auch das beschissene Karma, das ihm eben nichts passierte.

Wobei, nix passiert stimmte so auch nicht. Aus ihm nicht erfindlichen Gründen hatte sein Körper vor Aufregung oder Erleichterung gekotzt. War jetzt nicht ganz klar, auf welcher Grundlage sein fetter Körper kotzte. Komische Sache. In jedem Fall glaubte er, dass der Strahl seine nackten, beflipfloppten Füße getroffen hatte.

Nun gut, dachte er, stand auf und versuchte über seinen fetten Bauch nach unten zu schauen, auf seine anscheinend vollgekotzten Füße, schließlich zog die saure Latenz von unten nach oben. Und da er ja keinen Leistungskurs Schwachsinn hatte, wusste er sehr genau, wo das herkam.

Keine verdammte Chance.

Ob die Flip Flops schon eingewachsen waren? Schließlich wachsen sie ja nicht mit. Also die Gummischlappen. Irgendwann müsste er damit aufhören, kiloweise die Rolo Rollen online zu bestellen, sie sorgten ja immerhin dafür, dass er immer fetter wurde. Kausal sozusagen. Aber rausgehen? Nein, das kam auch nicht mehr in Frage, schließlich musste er immer an Vaters zotteligen Haarschopf vorbei.

Er kam halt nach dem Messermaleur nicht tief genug in die Nische des elterlichen Schlafzimmers und so konnte er nur 95 Prozent von ihm einbetonieren.

Im Flur.

Elende Adipositas.

Aber, man sagte seinem Sohn niemals sowas böses. Jetzt konnte man, bis auf den Kopf im Flur sagen, dass es eine Idiotenfreie Zone war.

Auf dem Weg in die Küche kniff er das linke Auge zu, um den Teil des Flures auszublenden. Mit acht Packungen Rolo watschelte er behäbig zurück ins Wohnzimmer. Sein rechtes Auge zusammengekniffen.

Von hinten konnte man keine Flip Flops an den Füßen erkennen.

Aus aktuellem Anlass – Ominöse Feiertage

Da stand ich nun im Flur der Neubaubude. Fertig zum Aufbruch und aus der Retrospektive würde ich sagen, dass ich um die sieben bis neun Jahre alt war. Wer konnte das rückblickend schon so genau sagen. Richtig, ich nicht und ihr auch nicht, da ihr nicht dabei wart.

Gut. Irgendwie erinnere ich mich an viel Geschäftigkeit, ohne zu wissen, wo genau die herkam oder wer sie verbreitete, vom Warum mal ganz zu schweigen. Klingt ja irgendwie wie nen Demenzbericht. Gar nicht so übel der Vergleich, denke ich, schließlich ist die Kindheit in meinem Alter eine ganze Weile her.

Das hier soll ne Shortstory sein, erinnert mich mein kreatives Hirn, bevor ich ganz in die gerontopsychiatrischen Tiefen stürze und so gehe ich den ganz kurzen, den informellen Weg:

Straßenbahn

Viele Menschen

Und zack waren wir in der Innenstadt von Magdeburg.

#kurzkannich

Magdeburg war ja zu DDR-Zeiten echt unfassbar grau. Also wir hatten an 364 Tagen lediglich die Farben schwarz, weiß und grau zur Verfügung. Was anderes gab die DDR visuell einfach nicht her. Bis auf diesen einen Tag, da kam Farbe ins Spiel. Wir standen umzingelt von tausenden Menschen in der Innenstadt, auf der Otto von Guericke Straße, glaube ich. Die Flaniermeile. Rammelvoll. Ätzend. Also als Kind mochte ich das echt null. Wie eine Signallampe rollte mein Kopf gefühlt 360 Grad immer rundrum, um den Trubel in mich aufzunehmen. Musik. Menschen. Musik und Menschen … und …

Zu aller Freude bekam ich einen kleinen weißen Staab aus Hartpapier in die Hand gedrückt, daran am oberen Ende ein rotes Blatt Papier. Es war leicht eingerollt, was mich etwas ärgerte. Mein analoges Spielzeug funktionierte also nicht korrekt.

Ganz große Klasse.

Ich weiß noch genau, dass ich meiner Kinderrolle entsprechend sofort wie irre mit dem Ding wedelte? Heißt das so? Vielleicht Fahnte – nee. Winkte? Klinkt doof. Was doof ist, kann nicht sein.

Back to Basic:

Ich bleibe also bei wedelte, was zur Folge hatte, dass das rote Stück Papier sofort vom kleinen, weißen Staab aus Hartpapier riss und sich von mir verabschiedete, um in der Menge unterzutauchen. Ich schaue mit weit aufgerissenen Augen ungläubig hinterher und bin verwundert und sauer, wie etwas so schnell kaputt gehen kann. Da alle Fahnen rot waren, hatte ich auch keine Chance, sie wiederzufinden. Davon ab hatte ich auch keinen Klebstoff bei. Gab ja keinen zu kaufen, also Klebstoff.

Da meine Eltern von dem ganzen Zirkus mit der Huldigung der SED und den Funktionären nichts hielten, war ich nicht mit meinen Eltern vor Ort. Mit wem ich da war, weiß ich aber auch nicht mehr.

Was genau passierte in den nächsten aus Kinderperspektive 47 Stunden, wahrscheinlich waren es nur fünfzehn Minuten, schließlich bin ich realistisch.

Also, was taten die Unbekannten und ich?

Latschen

Latschen

Latschen

Dazwischen wurden mir immer wieder neue rote Fahnen in die Kinderhand gedrückt und ich glaube 99,8 Prozent rissen umgehend wieder vom weißen Staab aus Hartpapier. Das mit dem analogen Spielzeug haben die echt beschissen gemacht, denke ich heute. Kein Wunder, dass sich die DDR nicht halten konnte. Keen Kleber, keene richtigen Fahnen.

Und so schredderte ich irgendwann voll gelangweilt alle roten Fahnen und verstand immer noch nicht wirklich, was da draußen los war, in schwarz-weiß-grau.

Irgendwann sagte einer der Unbekannten Erwachsenen, dass wir jetzt was essen gehen. Ich hatte zwar kein Hunger, aber endlos rote Fahnen kaputtwedeln war halt bedeutungslos und so saßen wir kurze Zeit später in einer Kneipe, die auch essen machte. Restaurant konnte man das ja nicht nennen, schließlich hieß ein son Ding in Insiderkreisen Zum dreckschen Löffel. Aus der Perspektive von heute würde da wahrscheinlich keiner mehr reingehen. Egal, ich begann diesen ominösen Feiertag ganz slow motion zu mögen.

Ich warf also so unauffällig ich konnte, die restlichen 0,2 Prozent rote Fahnen, die, die hartnäckig nicht kaputt gehen wollten untern Tisch und las die Karte. Als Mensch mit gutem Geschmack bestellte ich mir standesgemäß natürlich ein Schnitzel mit …

Pommes? Nee – die gabs nicht. Nein, auch kaum Ketchup und nie Mayo. Zumindest in meinem Leben.

Bratkartoffeln! Es gab Schnitzel mit Bratkartoffeln und da Kinder ja ab dem Moment der Bestellung quasi verhungerten, musste mein Magen noch gefühlte 53 Stunden leiden, bis der für mich riesige Teller von irgendwo einflog und von irgendwen vor mir abgestellt wurde.

Grandios. Mein Blick glitt über das braungebratene, riesige Schnitzel und die mit Zwiebeln gebratenen Kartoffeln.

1. Mai. Ich liebe Dich.

Außerdem lag da am Rand noch so ein bisschen Wiese ohne Dressing. Gabs ja damals auch nicht, also Dressing. Und dann, dann erblickte ich auf dem Schnitzel so einen verzierten Kringelberg kalter Butter, oder Sahne. Sah aus wie ne Herzogin Kartoffel, war auch ähnlich groß.

Und ähnlich schwer.

Da dachte ich, gut, der kleine Haufen kalter Sahne zuerst, dann das Schnitzel und mit einem Haps, steckte ich mir das komplette Teil in den Mund und starb eine Nanosekunde später gefühlt tausend Tode in meinem zarten Kinderleben.

Meine Augen tränten, alle jungfräulichen Geschmacksnerven explodierten und ich spuckte das Teil in hohen Bogen auf den Teller zurück. Auf welchen der vielen Teller weiß ich nicht mehr.

Es war Meerettich. 20 oder 30 Gramm.

1. Mai. Ich hasse Dich, du ominöser, kataströser, Geschmacksnerven zerstörender, beschissene Fahnen verteilender Feiertag. 

>>Zahnärztliche Notfall-Nacht-Sprechstunde … Guten Morgen!?<<

Da haste einmal das Scheißhandy am Bett, weil du am nächsten Tag zu drei Millionen Prozent pünktlich aufstehen musst, obwohl du seit Äonen von Jahren entweder:

–       von allein pünktlich aufwachst,

–       oder dein Mann dich weckt ,

– oder der stinknormale Wecker das macht, wozu er geboren wurde.

Richtig, nämlich zur gestellten Zeit rumnerven bis ich aufstehe.

22 Uhr am Vorabend. Alles ist für die Reise zum Kongress gepackt. Frau von Welt ist startklar. Stehen nur noch so knappe sechs Stunden Schlaf dazwischen. Also ab ins Bett.

03:15 Uhr klingelt das Handy und es ist nicht das Weckergeräusch. Wie jetzt? Was soll denn der Scheiß, denke ich und kann aufgrund meines Alters nicht erkennen, wer oder was da auf dem Display steht. Dazu kann ich ebenfalls aufgrund meines Verfalls (Grüße an DrSchwein 😊) meine Brille auf dem Nachttisch weder sehen, noch erahnen. Egal, ich finde sie nicht, also die Brille und den Namen auf`m Display. Kurz blinzele ich auf die Nebenseite meines Bettes. Ehemann liegt drin. Gut, er ist es also nicht. Wer ruft mich denn um diese Zeit an?

Ich gehe ans Telefon. (Sonst wäre ja die Geschichte zu Ende. Wäre eine coole Idee!)

„Ja“, stöhne ich mehr in das Teil als das ich normal spreche.

„Oh, hoffentlich habe ich dich jetzt nicht geweckt?“

Wie jetzt, denke ich wacher als mir lieb ist. Also, was antwortet Frau denn auf so einen doofen Anruf?

Nein, es ist völlig in Ordnung, ruf mich doch bitte jede Nacht um diese Zeit an, würde mir einer bei abgehen. Wirklich. Echt! Ruf. Mich. An. 0190undsexmaldieDswei …

Unglaublich …

Als sich der böse Teil meines Selbst wieder beruhigt hat, vernehme ich, dass ich die Anruferin kenne, sie Zahnschmerzen hat und zu mir in die Praxis kommen will.

Da bekommt die Spätsprechstunde eine völlig neue Bedeutung, denke ich sarkastisch und bin doppelt irritiert, weil es nicht nur minimal zu früh oder spät für diesen Anruf ist, und, weil die Dame ungefähr 300 km weit weg wohnt.

Geografie Kenntnisse, wäre ja was.

Isse hierhergezogen? – Gott bewahre, denke ich. 

Versteckte Kamera? – Kurz schiele ich zu meinem Mann. Er schaut überzeugend. Er weiß von nix. Zur Sicherheit schiele ich nun in unregelmäßigen Abständen zu ihm rüber. Sicher ist sicher.

Nachdem ich ihr die Grundlagen der Geografie erklärt habe, versteht sie, dass ne Ibu 600 mg und um acht Uhr am MORGEN zum Zahnarzt im Ort die viel, viel, viel bessere Idee ist. 

Sie legt auf und ich sinke nochmal für ein paar Minuten in meine Kissen, schließlich muss ich erst um halb vier aufstehen, also in drei Minuten. 

Kurzform eines beschissenen Tages:

Die Einleitung haben Sie eben gerade gelesen.

Geht weiter:

03:30 Uhr aufstehen.

04:00 Uhr Hauptbahnhof (300 km von der Anruferin entfernt. Sorry, der musste sein.)

04:15 Uhr Jetzt kommt das, was kommen muss.

Tadaaa … Deutsche Bahn. Warten oder Rennen!

Man kennt das. Zug um 04:15 Uhr fällt aus. Modus warten, denke ich sauer. Eine ersehnte, orientierende Durchsage kündigt sich krächzend und kratzend durch die, ja woher kommt diese Durchsage eigentlich? Ich schaue mich skeptisch um. Fast rechne ich damit, dass sie entweder unverständlich oder absichtlich in einer mir unbekannten Sprache sein wird.

Wow, ich verstehe was, denn es fährt genau JETZT ein mir bisher völlig unbekannter Schienenersatzverkehr. Nur von wo? Und was?

Fahrrad?

Auto?

Moped?

Roller?

Lastenrad?

Werde ich getragen?

Eine Sänfte bis Düsseldorf? 400 km? *kicher

Bus?

Ich renne intuitiv in Richtung Busbahnhof. Da ist nix! Will mich dieser Tag eigentlich um diese Uhrzeit völlig aus dem Konzept bringen?

Ja, will er, denn ein freundlicher Polizist sucht mir die nächste Verbindung raus. 90 Minuten später. Bringt alles nix, dann ist mein Vortrag ohne mich gelaufen und ich sitze bereits wieder im Zug auf der Rücktour.

Also normalerweise, aber wer weiß, vielleicht finden die von der Bahn ja wieder irgendwas sehr Altes, was mit nem Teelöffel ausgegraben werden muss und ich wäre erst in vier Jahren und drei Monaten zurück.

Ende vom Lied? Woher soll ich das denn wissen, hm?

Ende der Aktion?

Ehemann angerufen und einen Tag blau gemacht. Alles andere hätte wahrlich keinen Sinn gehabt. 

Liebe Grüße an Nicole … Du erlebst wirklich komische Sachen im Moment.

Ost-West Migration II

Nun jut, angekommen in Mondänien suchte ich mir natürlich einen Job und da die DDR Kultur ja angeblich ach so defamilialistisch aufgestellt war, wollte ich natürlich unbedingt und zwingend Vollzeit arbeiten. (Postmaterialismus würde man ja nem Ossiweib nicht sofort unterstellen). Ja, ja, was hat der Töpfchenzwang im Sozialismus nur in mir kaputt gemacht? Aber son Watschen an die westdeutsche, ach so familialistische Ehefrau und Mutter musste schon sein. Wir Ossis sind halt Rebellen. So what, gugg nisch so. Wie kann man nur Jahrzehnte mit dem Wanst zuhause bleiben? Freiwillig! Mich schüttelt es.

Gut, in meiner Branche, Achtung Helfersyndrom Aaaalaaaaarm, gab es reichlich Auswahl, dennoch sollte die erste und zweite Wahl desaströs werden. Sag mal noch einer, wir Ossis haben nen Ding an der Pfanne. Har har har … Was ich erlebt habe, würde für unzählige Traumata ausreichen und drüber sprechen kann ich bis heute nich. Oder will nicht.

Back to reality: Ich muss es erzählen!!!

Zu lustig, passt halt korrekt zum überschmierten Dior. Eins A! Also, in der einen Einrichtung gab es eine weibliche Leitung, die ich Achtung, auf den ersten Blick als Prostituierte einsortierte. Ernsthaft. Ich sah sie und dachte, krass, was machen denn Nutten in dieser Branche? 15 cm High Heels, auf denen sie absolut gar nicht laufen konnte.

Lachanfälle meinerseits inklusive. Geschenkt!

Was die da machte war mir ein Rätsel, wobei das ja wiederum eigentlich sehr nahe gelegen hätte. Für alle, die ich gerade überfordere. Also Prostituierte = Ficken. Ja? Gut.

Jedenfalls Lederhose, Lederjacke, Monster High Heels. Mitte 50! Bähm! Das war echt der Abturner. Nicht nur, dass sie optisch schrecklich aussah, auf diesen Schuhen eierte, dass ich fast Mitleid hatte, nein sie war auch noch alt und bereits seit Äonen von Jahren verlebt. Ich denke zu viel Alkohol, Kippen und Ficken. Haha, reimt sich. War keene Absicht, bin halt ne Könnerin.

Sie ließ sich von ihren Bereichsleitungen aufgrund irgendwelcher geheimen Mächte die Füße(!) Ernsthaft, die ließ sich ihre geschundenen Flunken massieren und rauchte dabei wie ein Schlot. Sie aß auch nie, sie trank lediglich Coke zero.

Nochmal für alle.

Diese furchtbare Frau, -ich muss nicht erwähnen, dass die auch noch richtig dumm war-, ließ sich von schwer arbeitenden Menschen die Füße massieren. Wie in der Antike oder bei den Göttern. Eener rechts, eener links, zack … Wellness auf Abruf. Ich frage mich bis heute, ob die das gern oder freiwillig, oder warum sie das gemacht haben. Unfassbar, ehrlich.

Da kommste also aus dem Osten, alle sagen, wir können eh nicht arbeiten, wir doofen Ossis und dann das! Ich war frustriert und erlebte rein arbeitstechnisch die beschissensten Monate meines Lebens. Ich kann das gar nicht alles wiedergeben. Nur so viel … Formulierungen, wie:

Tal der Ahnungslosen

Dilettantendorf

Nichtskönner

Irgendwann schloss sich rhetorisch noch Sodom und Gomorra an, als ich erfuhr, dass ein ausländischer Hilfsarbeiter Frau Fußmassage schon von hinten genommen hatte. Natürlich in der Einrichtung.

Meine Fresse so viel Kopfkino kann doch niemand aushalten. Ob wohl die anderen dabei weiterhin Füße massierten? Man weiß es nicht.

Irgendwann rief mich Vonhinten zu sich ins Diktatorenbüro, um mit mir gemeinsam alle BMIs der Menschen zu errechnen. Etwas über 40 Bewohner, durfte ja nicht lange dauern, dachte ich.

Weit gefehlt.

Vonhinten saß an einem Taschenrechner mit vergilbter Papierrolle (scheiß Kippen) aus einem anderen Jahrhundert und versuchte sich im BMI rechnen. Ich saß ungläubig davor.

Ich muss dazu sagen, dass ich prinzipiell erst mal jeden ernst nehme, bis er mich vom Gegenteil überzeugt. Hat bei der schnell geklappt, also die Gegenteilüberzeugung. Nach dem dritten Versuch durfte ich feststellen, dass sie nicht nur blöd und alt war, nein, sie war eindeutig das cholerischste Menschenkind des Jahrtausends, denn mit jedem weiteren –definitiv vermeidbaren- Fehlversuch rastete Madame regelrecht aus. Tja, ich Ossi schaute mir das Spektakulum an und wusste mir nicht weiter zu helfen, außer alle Akten zu nehmen und zu sagen, ich mach das schon. Nicht, dass die Alte gleich zum Hulk mutierte. Lag definitiv im Bereich des Möglichen.

Eine Stunde später sollten alle BMIs errechnet sein. Was im Büro von Hulk geschah, wie viele Hände oder Schwänze es zum besänftigen brauchte, konnte ich nicht sagen, nur vage einschätzen.

Und wie das Herrchen, so´s Gescherrschen. Ich würde fast behaupten, dass über 80% der Mitarbeiter diesen Affenverein beklaut haben. Ich nicht. Aber ich denke alle anderen. Diese Führung war so widerlich, dass man diese Art und Weise immer weiter nach unten getreten hatte. Vielleicht sogar musste. Abartig. Alle!

Eigentlich wollte ich Euch von der Leberwurst erzählen, aber Vonhinten ging einfach vor.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Arbeitsplatz, High Heels und diese eine Erfahrung, wenn die mittlere Führungsebene der nächsthöheren nicht nur metaphorisch die Füße massiert.

Armer Hilfsarbeiter.