Entlieben

Immer wenn man jemanden liebt, erscheint einem dieser Mensch wie die tollste Person überhaupt, voller wundervoller Eigenschaften. Aber wenn die Beziehung endet und man sich wieder begegnet, merkt man plötzlich, wie einem dieser Mensch plötzlich so gar nicht mehr sympathisch ist. Man liebt einander nicht nur nicht mehr, sondern findet so gar nichts aneinander. Mir ist nicht klar, ob es semantisch richtig ist, aber es scheint ein Negativ von Verlieben zu geben, ein Entlieben, wenn man es so möchte.

Mein C tut W oder für Nicole

Da bist du einmal (Lüge) nicht im arschkalten Magdeburg an Silvester, sondern auf der World Voyager. Mit nur 200 anderen Touris. Hast 30 Grad Lufttemperatur, den Pazifik zu Füßen und schlenderst gegen 15 Uhr mit deinem Mann in Richtung des nächsten, superköstlichen Drinks. Und was passiert? Kleiner Zeh bleibt an irgendsoeiner Sonnenliege hängen und will mit dem Rest des Fußes einfach nicht mitkommen.

Kurz ziehe ich in Betracht, dass er aufgegeben haben könnte und einfach auf der Strecke geblieben ist (krass cooles Wortspiel), dann aber schießen mir Zehtränen in die Augen und mein Körper krampft kurz in Anbetracht der üblen Schmerzen von unten. 

Mein Mann schaut mich irritiert an und fragt, warum ich sowas mache. Keine Ahnung, denke ich, vielleicht brauchte Zeh einfach mehr Aufmerksamkeit von mir? Ich meine, schließlich ist das arme Ding immer nur rechts oder links außen? War halt ne kleine Showeinlage, zische ich ihm zu und setze gekonnt, war Absicht hinterher. 

Er grinst. Ich nicht. 

An der Bar angekommen, überlege ich, ob ich nicht gleich ne gepflegte Literflasche Jack Daniels oder Grey Goose bestelle, entscheide mich aber Ladylike für nen Sekt. Nicht, weil ich immer Lady sein will, sondern weil mein Zeh mir meldet, dass er noch in die ärztliche Sprechstunde will. Das erste Mal schaue ich Zeh von weitem (oben) an und stelle fest, dass er ne abstehende Schieflage hat, die echt heftig aussieht. Meine Finger schnellen nach unten und ich drücke ihn zurück ins Glied, schließlich sichert er das Außen. Meine Aktion wird mit starken Protest quittiert. AUA.

Meinen Mann drücke ich nicht, der genießt völlig entspannt sein Bier, während ich über Zehs Ableben nachdenke, schließlich geht es ihm sehr, sehr schlecht.

Ich entschließe mich zum Boardarzt zu gehen und will, dass er jetzt mindestens so gutaussehend wie Clooney in seinen besten Zeiten ist. Auf dem Weg dorthin kommt mir die perfide Idee, dass der Doc die Liegen absichtlich so ausrichtet, dass die Herrschaften reihenweise kleiner Zeh opfern, um sich anschließend von ihm behandeln zu lassen. Wäre nicht der erste Arzt mit ADHS, denke ich und finde mich heute perfide und gemein. 

Scheiße. 

Angekommen beim Zehdoc meint er, dass ich mich hinlegen muss. Finde ich witzig, aber ladylike mag ich halt auch manchmal. Also, hingeworfen. Er schaut sich Zeh an, biegt ihn in alle Richtungen und riskiert gerade einen hinterhältigen Angriff von mir. Dann sagt er mir. Painful, its broken. 

Aha. Hätte ich nicht gedacht. Dachte eher an Erkältung, Pubertät, Menstruationsprobleme bei Zeh, aber gebrochen. Ich gebe mich zu erkennen und sage ihm, dass ich Medizinerin bin. Daraufhin kommt seine richtig schöne russische Krankenschwester. Schnell schaue ich, ob ich irgendwas gelb-blaues trage, denn ich möchte keine Konflikte in dieser Idylle der Reise. Hab nix in den Farben an, puh. Gut. 

Sie bringt Eis und nix weiter. Daraufhin schlage ich dem Koch, ähm nein, dem Arzt ein Tape vor. Nein, kein Porno, keine VHS, ein Tape, um Zeh wieder in die Reihe zu kleben. Wo er hingehört. Das Außen sichern. Ungläubig darf ich dann feststellen, dass er mit dem Tesa in bunt nicht umgehen kann. 

Ich frage mich, ob er doch der Koch ist, werfe mir ne Ibu ein und latsche ins Zimmer. Mein Mann ist da, begleitet mich, wird aber noch nicht gedrückt. Erst ist Zeh dran, schließlich fällt mir mit Öffnen des Zimmers das grandiose Tape vom Koch ab. Orrrr …

Viel blieb mir in dieser elenden Zehsituation nicht, außer?

Ich stand vor der Wahl einer Literflasche Whisky, Wodka oder gutem Rotwein!

Hab mich heute bei einem Menschen, den ich eigentlich etwas scheiße finde, für seine Ehrlichkeit bedankt. Das lässt mich edel wirken, oder?

Aber wenn ich dazu sage, dass es meine Mutter war, bin ich gleich wieder ein krankes Stück Scheiße.

Ich liebe mich dafür. xD

Ich vermisse es

Ich vermisse es, dass Bescheidenheit als ein erstrebenswertes Ideal begriffen wird. Damit meine ich nicht kriecherische Attitüde. Das ist nur Schauspielerei. Sondern ein Gefühl für die eigenen Grenzen zu behalten. Auch wenn ich ein Verfechter gesunder Aggressionen bin. Das hat einen logischen Grund.

Heute habe ich oft das Gefühl, dass jeder glaubt alles zu wissen. Und natürlich weiß er es vor allem besser als der andere. Während es der andere wiederum besser weiß als er. Und darum dreht sich alles im Kreis. Die Menschen reden aneinander vorbei. Weil jeder redet.


Aber niemand hört zu.




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Auch witzig:

Die ewig brennende Ölfeuer-Diskussion, wer jetzt im Recht wäre. „Coronamaßnahmenbefürworter“ oder „Impfverweigerer“. Was sich natürlich auf viele anderen Ebenen des Davors und Danachs übertragen lässt. Den meisten Menschen kam wohl nie die geheime dritte Option in den Sinn: Vielleicht sind beide Seiten Arschlöcher?

„Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin“

Moving on

Interessant. Als mit mir Schluss gemacht wurde, konnte ich das akzeptieren. Man kann niemanden zwingen dich zu lieben. Das ist sehr unreif. Und wenn man könnte, würde man das gar nicht wollen. Aber, dass sie so schnell einen Neuen hat, tut dann doch ein bisschen weh. Das ist mein Ego, oder? Sie soll glücklich werden. Ein bisschen Autobahn ist es dennoch. Das Krasse ist, dass ich ernsthaft mit dem Gedanken spiele alleine zu bleiben. Klingt nach beleidigter Psychoscheiße, aber ich meine das ernst. Natürlich haben das schon Viele gesagt, und man weiß nie was kommt. Ich schließe nichts kategorisch aus. Nur sind manche Menschen nicht für die Liebe gemacht. Und ich glaube, so jemand zu sein. Das Verrückte daran? Es ist ok. Ich habe mich. Und mein dummes Kindergekritzel, welches mir mehr bedeutet, als ich je zuzugeben bereit wäre.

Moving on!

Hypothese

Erleben wir gerade die Kehrseite des Wohlstands?

Ich meine, bis 2032 sind alle Baby Boomer in Rente. Die Generation hatte knapp 21 Millionen Vertreter. Logo, die Bezeichnung verrät es offensichtlich. Sie war zahlenmäßig die größte Generation in unserem Land. Uns fehlen knapp 6 Millionen Nachfolger, wenn die älteren alle in Rente sind.

Aufgrund des jahrzehntelang anhaltenden Wohlstands etablierte sich ein Wertewandel. Weg vom Gehorsam und Altruismus, hin zu Emanzipation und Selbstverwirklichung.

Zur Selbstverwirklichung gehört zum Beispiel nicht, dass Mann oder Frau am Wochenende um 5 aufsteht, um im Pflegebereich zu arbeiten.

Folge: Unser Gesundheitssystem hat seinen Zenit längst überschritten.

Der demographische Wandel entspannt sich nicht. Kinder werden kaum noch erzogen.

Jeder macht was er will.

Hypothese: Die Kehrseite des Wohlstands erwischt uns immer mehr. Schön wird es nicht werden.

Schaut Euch doch an, wohin das alles gerade führt. Verschließt nicht die Augen.

7 am 7-ten

Wachsmalstift, Sichern, Pfannkuchen, langsam, Frust, Balken, erstaunlich

Während der Pfannkuchen langsam aber stetig in der fettfreien Pfanne vor sich hin verkohlte, der beißende Geruch sich in der Küche ausbreitete, malte er seelenruhig mit seinem Wachsmalstift auf dem Holztisch im Wohnzimmer. Die Muster machten keinen Sinn, das Holz gab teilweise sogar wiederwillig unter dem Druck seiner massigen Hände protestierend nach. Erstaunlich, dass ihm noch immer nicht auffiel, dass sein kalorienarmes Abendessen geradeswegs vegetarisch ins Gras biss, aber sein Frust aufgrund des Nichterfolges war einfach zu groß. Wie viele Monate pfiff er sich jetzt 0,1% Quark und Joghurt rein? Sieben? Ja, sieben und der fettfreie Mist schmeckte ihm immer noch nicht, wobei die schlanken Mädels in dem Werbeprospekt exakt das lächelnd transportiert hatten.

Eine Lüge, wie schön, dachte er sarkastisch und malte in katatoner Stimmung weiter und weiter. Das weiße Blatt Papier längst irgendwo hingerutscht, musste seit einer Weile der Tisch selbst dran glauben. War ihm ebenfalls egal. Vielleicht sollte er jetzt vegan leben, um seinen eigenen Schweinebauch loszuwerden, sinnierte er, obwohl ihm das vegetarische Furzen schon fast umbrachte. Wie konnte die Ernährungsform derart stinken? Wenn er könnte, würde er seine Furze als Waffe abfüllen. In jedem Fall günstig, lächelte er ein wenig.

Ein Furz …

Noch einer …

Ein dritter.

Als er sich vor diesem unsäglichen Geruch sichern wollte, krachte der Balken aus Holz von der Decke! Er schaffte es aufgrund seiner 270 Kilo nicht mehr, sich in Sicherheit zu bringen. Der Balken rauschte zischend nach unten und begrub ihn unter sich.

Stille.

Ja, immer noch.

Dann war ein heftiges, lautes Lachen zu vernehmen, denn er war wie durch ein Wunder nicht getroffen worden. Krasse Sache bei seinem wahrlich fetten Körper. Und er durfte das von sich sagen, ohne dass alle gleich wieder Schreianfälle bekamen.
Schließlich hatten wir das Jahr 2028, da war es mittlerweile verboten, einen fetten furzenden einen fetten furzenden zu nennen, obwohl er fett war und furzend. Neuerdings hieß das nämlich Mensch mit Ballastmantel.

Kein Happy End. Lebt damit.

Der Partyunterschied

Der Partyunterschied …, oder die differenzierte Diversität zwischen den Entitäten in West- und Ostdeutschland (meine Fresse, es klingt soooo schlau)

Die ultimative, hammergeile, super duper Party im Westen …

Das Gastgeberpaar plant die Party bereits 5 Monate zuvor, schickt allen ein Save the date Reminder, eröffnet eine WhatsApp Gruppe, aus der niemand aussteigen sollte, ansonsten erlebt er sein zivilisiertes Inferno und wird aus allen Vereinen rausgeschmissen, in denen er nie drin sein wollte, aber musste. Zeitgleich werden jedes Wochenende die Angebote vom Aldi-Alda gecheckt, um möglichst alle Utensilien für das Megaevent im reduzierten Zustand zu erstehen. Vormittags wird die Bude mit Zahnbürste geschrubbt, damit niemand denkt, die Familie wäre unsauber. Am Abend der Party hatte das Paar seinen dritten großen Streit, weil er ihren Rock zu kurz findet und sie findet, dass der Alte zu wenig mithilft. Dabei steht er bereits Stunden vorm offenen Kühlschrank und sucht die Butter.

Na, jedenfalls kommen die drei geplanten Gäste pünktlich 17 Uhr mit zwei Kindern, die ausgerechnet an diesem Abend brechend schlechte Laune haben. Es gibt keinen Kuchen, da 17 Uhr überraschenderweise keine Kuchenzeit mehr ist, dafür gibt es aber Laktose freie Milch zum entkoffeinierten Kaffee und Gemüsechips als dargebotene Knabberei. Alle unterhalten sich über die Kindertagesstätte, den aufkommenden Fluglärm und dem Edeka im Dorf mit seinen unverschämten Preisen, während die beiden Kinder in Dauerschleife schreien, das jedoch ignorieren alle, da antiautoritär eben nicht inflationär zu sein scheint.

Zurück zum teuren Edeka. Niemand erwähnt, dass jedes Paar locker 100-tausend Euro Barvermögen zur Verfügung hat und allein der Ehemann 70-tausend Jahresgehalt mit nach Hause bringt. Da die Jemüsechips vom Aldi-Alda sind, schmecken sie entsprechend scheiße und vertrocknen auf dem Tisch. Die Gäste funkeln sich gegenseitig an und geben geheime Abreisezeichen, jedoch wissen sie sehr genau, dass sie noch bis zum Abendessen durchhalten müssen. Es kommt im schlimmsten Fall Robby Bubble – Alkoholfreier Sekt auf den Tisch, damit der Fahrer bei 0,0 Promille bleibt, um richtig aufzutrumpfen, holt der Gastgeber noch ein Jever Alkoholfrei dazu. Ist ja auch undenkbar, sich für drei Kilometer Entfernung nen Taxi zu nehmen. Wobei ich die schreienden Kinder definitiv als Ausschlusskriterium betrachten würde. Zum Abendessen um 17:42 Uhr gibt es dann halt irgendwas, was Maggi oder Knorr im Angebot hatte und alle essen schweigend das perfekte Dinner. Gegen 18:30 Uhr verlassen die Gäste die Party und fahren nach Hause, während sich die Gastgeber unfassbar über den gelungenen Abend freuen.

Irgendeine Party im Osten

Freitag nachmittags.

Langeweile? – Langeweile!

Bock auf Party? – Bock auf Party!

Via WhatsApp alle kurz angefragt, ob sie Bock haben, morgen Abend gegen 20 Uhr vorbei zu kommen. In drei Sätzen klärt man ab, dass die Gäste die Getränke mitbringen und der Gastgeber sich um das Essen kümmert. Eher die Saufgrundlage. Meistens sind das Mettbrötchen mit Jewürzjurken und Zwiebeln, oder Wiener Würstchen mit frischen Brötchen oder man bestellt mal schnell 20 Pizzen beim lecker Lieferservice.

Zack, ab 20 Uhr geht es los, alle kommen. Es gab keinen Streit, die Ossigastgeber und alle Gäste haben am Nachmittag vorgeschlafen, niemand kam auf die Idee sauber zu machen und Streit gab es nicht, da niemand die Butter suchen musste. Röcke sind nicht zu kurz und Kinder bei Oma und Opa.

Da knapp vierzig Gäste nicht auf die Möbel passen, werfen die Gastgeber Decken und Kissen an die Erde, damit es sich alle irgendwie bequem machen können.

Ding-Dong, der Pizzabote liefert 20 Pizzen, alle sind froh um 21 Uhr den Boten klingeln zu hören, da die Bässe ordentlich wummern in der 55qm Wohnung. Alle, egal ob dick oder dünn essen nach Herzenslust die Pizzen, nichts ist laktose- oder glutenfrei und alle trinken dazu Lausitzer Porter, Berliner Luft und eben alles, was alle so mitgebracht haben. Es gibt nichts Alkoholfreies. Der finanzielle Aufwand spielt keine Rolle, niemand hat 100-tausend in Bar und noch niemander verdient 70-tausend im Jahr.

Irgendwer fragt nach dem süßen Abschluss und die Gastgeberin haut alle Chips- und Schokoladenreserven auf den Tisch, was alle voll freut und das große Fressen geht weiter. Gegen 23 Uhr sitzt die Hälfte der Gäste auf dem Balkon, raucht und betrinkt sich, während in der Bude die Musikanlage auf Anschlag läuft. Zehn der fünfunddreißig Gäste tanzen zur lauten Mukke, der Rest ist auf dem Balkon und genießt den Abend.

Gegen 3 Uhr morgens fallen die letzten Pizzareste, während der fünfte Kasten Porter und die neunte Flasche Berliner Luft geleert ist. Alle trinken alles durcheinander, es tanzen noch immer die zehn von 23 Uhr, der Rest ist weiterhin auf dem Balkon. Alle quatschen, die ohrenbetäubende Lautstärke wird von allen ignoriert, da man sich ja so herrlich anschreien kann. Die Stimmung ist cool, alle wollen bleiben.

6 Uhr morgens. Die Gastgeber bestellen Taxen für die letzten vierunddreißig Gäste und treten sie bei Eintreffen der Autos aus der Bude. Alle verabschieden sich lallend mit dem besoffenem Bewusstsein, dass nächstes Wochenende irgendwer von den anderen einlädt.

Nichts steht fester als das!