Bei älteren Menschen klingt manchmal alles so alarmiert, als würde man durch jede Alltagsgegebenheit in eine Katastrophe geraten. Als könne einen der Regen ertränken, und jeder vergessene Gegenstand trüge die Entscheidung über Leben und Tod in sich. Solche Menschen stehen altersbedingt so tief in ihrem Hinauszögern der unvermeidlichen eigenen Sterblichkeit, dass es großes Misstrauen in„Um darin das Leben zu fangen“ weiterlesen
Autor-Archive:pistolenkind
Ich mag die woken Jugendlichen übrigens. Auch wenn ich wie ein zynischer Wichser wirke. Damit sage ich nicht, dass nicht vieles hirnrissig und übertrieben wäre. Aber als ich noch ein Jugendlicher war, das ist natürlich eine Verallgemeinerung und beschreibt nur mein persönliches Umfeld, haben wir uns einen Dreck für andere interessiert. Wir waren lediglich Narzissten weiterlesen
Einen Stein in deine Gedanken
Sie hat mich mit der selben Selbstverständlichkeit geliebt, wie es Tiere mit ihrem Nachwuchs tun. Ich habe das nie verstanden, warum mir jemand solche Gefühle entgegenbrachte. Unbewusst habe ich wohl sogar einiges getan, damit es nicht so weit kommt. Ich wollte nicht geliebt werden, weil es nicht zu dem passt was ich von mir selbst„Einen Stein in deine Gedanken“ weiterlesen
So und
Immer wenn sich meine Mutter durch die Fernbedienung ihrer neuen Stereoanlage verunsichert fühlt, und sich in dem ganzen Wald aus Knöpfen nicht mehr zurechtfindet, drückt sie erst mal einfach auf die „So und“ Taste, weil es das ist was im Zweifel jeder anständige Mensch tun würde.
Wenn du mit einem fremden Menschen schläfst, schläfst du auch mit all seinen Fehlern. Du fickst seine Vergangenheit, seine Gegenwart und nicht zuletzt seine Zukunft. Du küsst dich durch seine Kindheit, das ganze Leben entlang, bis zu diesem Punkt im Jetzt. Du weißt nichts über ihn, aber du schmeckst alle seine Geheimnisse.
Leben aus Leben
Was mir an den Eigenheiten des Lebens besonders gefällt ist, dass in allem Schönheit steckt. Selbst wenn diese Schönheit hässlich ist, oder rhetorisch. Sprache transformiert Ereignisse und Wahrnehmungen in Geschichten, und Geschichten sind immer Schmuckstücke. Man kann Momente sammeln, sortieren und interpretieren, und plötzlich ist jedes Ereignis wertvoll, weil es ein erzählendes Medium wird. Es„Leben aus Leben“ weiterlesen
Kellneranekdoten
Als Kellnerin wusste meine Mutter ihre Anekdoten so zu erzählen, dass sie aus einer einzigen langen Aufzählung bestanden, wer was gesagt oder getan hatte, ohne irgendein besonderes Ereignis zu beschreiben. Es war ein Rapport des täglichen Lebens, als Placebo dabei gewesen zu sein. Sie breitete einfach gerne ihren Alltag aus, vor mir als ihrem Zuhörer.„Kellneranekdoten“ weiterlesen
Anmerkung der Redaktion
Was ich schreibe ist kein Mimimi. Also doch, ist es. Ich bin ne alte Jammerhure. Aber es ist nicht nur das. Und andere hatten es viel schwerer. Das hilft denen natürlich nicht. Aber es hilft mir. Was ich damit sagen will: Es geht mir sehr gut. Dieser Sauhaufen, der sich mein Leben schimpft, es ist„Anmerkung der Redaktion“ weiterlesen
Leben ist kompliziert
Weil ich hier manchmal Dinge schreibe: Meine Mutter ist übrigens auch kein schlechter Mensch. Ja, sorry. Das Leben ist komplizierter als das. Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß. Die ging an so vielen Sachen kaputt. Das ist keine Entschuldigung. Es gibt nie eine Entschuldigung für das eigene Verhalten. Aber ich verstehe sie. Ihre„Leben ist kompliziert“ weiterlesen
Sprachlosigkeit
Umso mehr man zu sagen hat, desto weniger kommt manchmal aus einem heraus, weil man sich hastig an den Worten verschluckt, wie an zu großen Bissen. Etwas von zu großer Bedeutung schnürt einem die Kehle zu. Auf einmal ist es, als ob man die eigene Sprache vergessen hätte. Als ob Worte nur noch ausgestorbene Phantome„Sprachlosigkeit“ weiterlesen