Immer wenn sich meine Mutter durch die Fernbedienung ihrer neuen Stereoanlage verunsichert fühlt, und sich in dem ganzen Wald aus Knöpfen nicht mehr zurechtfindet, drückt sie erst mal einfach auf die „So und“ Taste, weil es das ist was im Zweifel jeder anständige Mensch tun würde.
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Wenn du mit einem fremden Menschen schläfst, schläfst du auch mit all seinen Fehlern. Du fickst seine Vergangenheit, seine Gegenwart und nicht zuletzt seine Zukunft. Du küsst dich durch seine Kindheit, das ganze Leben entlang, bis zu diesem Punkt im Jetzt. Du weißt nichts über ihn, aber du schmeckst alle seine Geheimnisse.
Leben aus Leben
Was mir an den Eigenheiten des Lebens besonders gefällt ist, dass in allem Schönheit steckt. Selbst wenn diese Schönheit hässlich ist, oder rhetorisch. Sprache transformiert Ereignisse und Wahrnehmungen in Geschichten, und Geschichten sind immer Schmuckstücke. Man kann Momente sammeln, sortieren und interpretieren, und plötzlich ist jedes Ereignis wertvoll, weil es ein erzählendes Medium wird. Es„Leben aus Leben“ weiterlesen
Kellneranekdoten
Als Kellnerin wusste meine Mutter ihre Anekdoten so zu erzählen, dass sie aus einer einzigen langen Aufzählung bestanden, wer was gesagt oder getan hatte, ohne irgendein besonderes Ereignis zu beschreiben. Es war ein Rapport des täglichen Lebens, als Placebo dabei gewesen zu sein. Sie breitete einfach gerne ihren Alltag aus, vor mir als ihrem Zuhörer.„Kellneranekdoten“ weiterlesen
Anmerkung der Redaktion
Was ich schreibe ist kein Mimimi. Also doch, ist es. Ich bin ne alte Jammerhure. Aber es ist nicht nur das. Und andere hatten es viel schwerer. Das hilft denen natürlich nicht. Aber es hilft mir. Was ich damit sagen will: Es geht mir sehr gut. Dieser Sauhaufen, der sich mein Leben schimpft, es ist„Anmerkung der Redaktion“ weiterlesen
Leben ist kompliziert
Weil ich hier manchmal Dinge schreibe: Meine Mutter ist übrigens auch kein schlechter Mensch. Ja, sorry. Das Leben ist komplizierter als das. Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß. Die ging an so vielen Sachen kaputt. Das ist keine Entschuldigung. Es gibt nie eine Entschuldigung für das eigene Verhalten. Aber ich verstehe sie. Ihre„Leben ist kompliziert“ weiterlesen
Sprachlosigkeit
Umso mehr man zu sagen hat, desto weniger kommt manchmal aus einem heraus, weil man sich hastig an den Worten verschluckt, wie an zu großen Bissen. Etwas von zu großer Bedeutung schnürt einem die Kehle zu. Auf einmal ist es, als ob man die eigene Sprache vergessen hätte. Als ob Worte nur noch ausgestorbene Phantome„Sprachlosigkeit“ weiterlesen
Komplimente die unsere Oberflächlichkeit verbergen
Menschen die von der Allgemeinheit als nicht oder nur mäßig attraktiv empfunden werden, müssen uns bei einem Kennenlernen erst von ihren guten Eigenschaften überzeugen, während es schöne Menschen völlig aus der Hand legen und uns überlassen können, diese guten Eigenschaften für sie zu entdecken, egal ob sie wirklich vorhanden sein mögen. Wir interpretieren sogar solche„Komplimente die unsere Oberflächlichkeit verbergen“ weiterlesen
Die Unschuld wie eine Nadel fallen hören
Am schlimmsten ist das Gefühl aus heiterem Himmel wieder ein Kind zu sein. Diese Kinderangst, die nichts mit den Ängsten eines Erwachsenen zu tun hat, sondern aus einem viel älteren Gemüt heraus. Etwas das man so tief fühlt, wie von ihrer natürlichen Angst vor Dunkelheit heimgesuchte Kinder, und diese Angst reicht bis an deinen Urgrund,„Die Unschuld wie eine Nadel fallen hören“ weiterlesen
Rückblicke als Erwachsener
Meine Kindheit war kein Zuckerschlecken. Meine Mutter hat mich sehr oft gedemütigt, auch vor anderen, und als jemand fragte „Warum bist du so gemein zu deinem Kind?“ sagte meine Mutter nur „Ich will eben Spaß haben.“ Die andere Person sagte dann: „Wenn du ihn weiter so behandelst, könnte er gefährlich werden. Der bringt dich irgendwann„Rückblicke als Erwachsener“ weiterlesen