Wir entscheiden uns für die gesunde Seite und haben die Qual der Wahl zwischen gesunder Schnitzelbox, noch gesündere Currywurst Box und Falafel Box. Dann sticht uns die asiatische Bowl ins Auge, die doch tatsächlich für nur 9,95€ im Angebot ist, da macht es uns auch nix aus, dass die Coke zero glatte dreifuffizig kostet.
Na perfekt, schließlich waren wir drauf und dran nach Japan zu fliegen. Zweimal bestellt, dazu zwei Coke zero.
Knapp 28 €. Danke, Inflation. Einfach Danke!
Da es fast 22 Uhr ist, wird die Bowl absolut öko-bio-frisch zubereitet. Bei der Wartezeit hätten wir dem Gen Z Typen auch geglaubt, wenn er uns gesagt hätte, dass er das Jemüse in der Bowl noch frisch pflücken gegangen ist.
Das Ding ist eh durch für heute, scheiß auf die Uhrzeit, denken wir. Immerhin gesund. MEGA, meint der Weltbeste und auch ich kann mich nicht erwehren, aber ein gesundes Essen fühlt sich für das Erfolgshosen Mindset eben immer besser an als:
20 Chicken McNuggets, Pommes, Coke und nen Eis plus Kaffee.
Also warten wir und kommen aufgrund der Wartezeit in den Genuss eine nicht näher bezeichnete, rumänische Großfamilie zu beobachten, wie sie diese Raststätte quasi mit den Augen inhaliert. Alle latschen in einer sicher gut durchdachten Formation durch die Regalreihen. Wieder und wieder. Fast hat es etwas Verschwörerisches, Sektengleich. Sowas habe ich noch nie gesehen. Auch wir werden eingehend gemustert, fast gescannt. Hätte nur noch gefehlt, dass es irgendwo an uns piept. Ich bin froh hier nicht allein zu sitzen, sonst wäre wahrscheinlich die fette Tante vom Weltbesten die normalste aller Begegnungen heute gewesen.
Die Bowls kommen und die Rumänen ziehen bestimmt das zwanzigste Mal ihre Kreise. Neu ist, dass einige der Familie alle Verkäufer relativ zeitgleich in ein Gespräch verwickeln. Wir stecken Handys ein und ziehen unsere Taschen näher ran. Wobei das ja alles rechts ist. Rechts und Nazi. Hammse gehört? Sowas darf man nicht mal denken. Die sind sicher nur an Logistik und Pausenzeiten der Raststätte interessiert. Alles andere ist Nazi.
Ich widme mich dem Essen.
Ein Blick in die Bowl und der traurige Moment ist da. Ich habe optisch noch nie so ein trostloses, liebloses Essen gesehen.
Für Sie:
Fundament aus zirka 200 Gramm gekochter Reis ohne jegliches Gewürz. Nein, kein Salz. Ein! Radieschen. 20 Gramm Salatgurke. Edamame und großzügige 40 Gramm undefinierbares Fleisch. Sollte Gockel sein. Keine Ahnung, ob es das auch ist. Keinerlei Dressing oder Soße.
Ich schaue vor dem Probieren den Weltbesten an und er zuckt nur mit den Schultern. Männer, denke ich und bekomme nach dem Kosten einen Lachflash, da das Ding mit Abstand das beschissenste Essen meines Lebens ist. Klar, definitiv gesund und so esse ich das Jemüse und möglicherweise den in Rente gegangenen Verkäufer der Raststätte (Gockelfleisch) und fühle Frustration.
Was ein Scheiß. Wer verkauft denn sowas mit einem guten Gewissen?
(Die Rumänen kreisen weiter im Shop und ich kann nicht nachvollziehen, was das für ein Konzept sein soll. Man muss hier nur zehn Minuten sitzen, um zu verstehen, dass die sich wirklich, wirklich nur für die Arbeitsbedingungen hier im Shop interessieren. Wer sagt denen, dass wir gerade den ehemaligen Verkäufer des Ladens in der Bowl haben?)
Gut, wir sind fertig und schauen uns unbefriedigt an. Wahrlich wie Sex ohne Kommen. Dann sagt er und das ist entscheidend für seine Feststellung in exakt 18 Sätzen. Er meint, wir sollten nun nach Mäcces wechseln, um glücklicher zu sein. Gesagt, getan, ihr wisst ja, was es gab.
Vergessen?
20 Mc Nuggets
Pommes
Coke
Eis für den Weltbesten
Kaffee für mich
Und dann fragt der Weltbeste, des Buttergolems Neffe, ob die um die Uhrzeit noch Eis haben und lacht ein schelmisches Lachen. Klar, sage ich und bestelle mir einen Kaffee. Kein Eis. Meine linke Hirnhälfte überlegt, den Weltbesten mit seinen schlechten Genen zu konfrontieren, wegen der Tante und so. Eis um die Zeit ist halt nicht so optimal. Ich lasse es. Da bin ich Kumpel.
Während wir warten, kreisen die Rumänen weiter und neben uns setzt sich eine Transfrau. Groß, riesige Hände, weinroter Pulli und Rock mit blickdichter Strumpfhose. Dazu lockige Perücke und Highheels, gefühlt Größe 45. Was haben die denn für ein Frauenbild, diskutieren wir, so sahen die 50-jährigen 1970 aus. Der Weltbeste findet, dass die alle ne Meise haben und fragt mich, was der Scheiß soll. Bin ich Psychologin? Nein, also habe ich auch keine adäquate Antwort, wobei er optisch echt altbacken ausschaut. Nicht er, Er!
Unser Nachtisch bei Mäcces ist fertig und der Weltbeste meint, dass wir immerhin 30 Minuten auf einen guten und gesunden Weg waren. Und dann schaut er mich von der Seite an und meint, dass man, wenn man mit mir unterwegs ist, immer unvernünftig ist.
Hääää?
Mit mir, frage ich und er nickt völlig überzeugend, bis ich ihn daran erinnere, wer hier gerade das Eis in der Hand hat, die fette Tante im Stammbaum und wer von uns den schwarzen Kaffee?
Coming soon: Das Sausackzahn-Gen