Liebe aus dem Versagen heraus

Meine Mutter zu besuchen ist wie einen Mantel der Vergangenheit überzustreifen. Das warme Gefühl der eigenen Kindheit nochmal zu erleben. Aber die Erinnerung spielt einem Streiche. Meistens war meine Kindheit alles andere als schön, aber ich erinnere mich nicht so daran, wie sie gewesen ist, sondern so, wie sie hätte sein sollen. Seit ich nicht mehr bei meiner Mutter lebe, habe ich das Gefühl, dass sie mich wirklich liebt. Es sind ihre Verlustängste, die sie dazu bringen sich zu wünschen, dass sie es besser gemacht hätte. Und ich helfe ihr dabei das alles nochmal nachzustellen. Wir rücken an der Zeit herum, und finden ein bisschen näher zusammen. Dabei hilft es auch, dass sie alt geworden, und oft ist sie das Kind und ich der Erwachsene. Ich sage ihr jetzt oft, dass ich sie liebe, und spüre dabei ihr unendlich schlechtes Gewissen. Sie weiß, dass sie alles nochmal so machen würde, und vertraut auf meine Fähigkeit zu verzeihen. So ist das manchmal. Wir lieben die Menschen ohne wirklichen Grund, sondern weil wir in diese Rollen gefallen sind. Also machen wir das Beste daraus. Aber wir lieben uns gemeinsam aus unserem Versagen heraus, und das ist aufrichtig.

3 Kommentare zu „Liebe aus dem Versagen heraus

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