Winter in Badisch Sibirien – Part III

Irgendwann bin ich doch eingeschlafen und freue mich sehr, dass mich die Kälte bereits 05:30 Uhr nach gefühlten drei Stunden Schlaf wieder hat wach werden lassen. Ich liege über eine Stunde vor Wecker klingeln in meinem Bett und weiß nichts mit mir anzufangen, da ich mich weigere, wach zu sein. Schlafen kann ich aber auch nicht mehr.

Patt.

Gut, ich schnappe mir mein Handy, habe Hunger und könnte dringend eine warme Dusche gebrauchen. 

Oder Urlaub. 

Eine funktionierende Heizung?

Wärmflasche!

Ein guter Kaffee würde mir auch helfen, aber sechs Uhr morgens gehe ich dafür nicht los. Ich akzeptiere meinen wachen Geist, stehe auf und mache mich im Bad fertig, da meine Augen noch nicht in der Lage sind zu lesen. Ich ziehe mich schnell an und sitze ähnlich ratlos hungrig wie vor gefühlten drei Stunden.

Mein physischer, wie psychischer Zustand ist konsequent, finde ich. Mir fällt spontan ein, dass ich dieses Hotel für Anfang Januar nochmal gebucht habe und weiß, dass ich es lächelnd stornieren werde. Aber nicht sofort, ich habe Angst vor Repressalien und werde erst im Zug nach Hause stornieren. Nicht, dass die mir die zehn funktionierenden Prozent meiner Wohn/Schlafzimmer Heizung auch noch abstellen.

Dann wäre ich am Arsch. 

Ich fahre also zu meinem Job, mache den ziemlich gut und kehre gegen Abend zurück in den 12 qm Eispalast. Da ich heute Abend in einem Restaurant was gegessen habe, friere ich wesentlich weniger und freue mich darüber. Was Käsespätzle alles können, denke ich und pfeife anerkennend durch die Zähne.

Ich kann die zweite Nacht gut schlafen, wache auf und packe meinen nichtvorhandenen Koffer. An der Rezeption steht ein Mann aus der ehemaligen DDR und spricht mich mit Thüringer Bratwurst Akzent an, ob meine Klimaanlage da an der Wand beim Schrank auch so laut war. Ich lächle freundlich und sage, dass meine Klimaanlage auch laut war, aber direkt über meinem Kopfkissen hing. Der Typ ist geladen und er hat Recht.

Er storniert umgehend. Ich sehe ihm an, dass anscheinend jeder in dieser Bude nur drei Stunden Schlaf bekommt. Vielleicht ein therapeutischer Ansatz? Ich weiß es nicht. 

Meinen zweiten Tag mache ich meinen Job auch gut und sitze pünktlich in meinem Zug nach Hause. Was auch immer im Universum passiert ist, erschließt sich mir nicht, aber ich bemerke, dass der Zug pünktlich ist.

Er ist pünktlich. Der Hammer. 

In der App schaue ich selbstbewusst, inwiefern mein Anschlusszug auch pünktlich ist und lese drei interessante Nachrichten. Jede einzelne mit einem fetten roten Ausrufezeichen versehen. 

1.     Fliegerbombe gefunden – kann alles dauern!

2.     Irgendein Triebwagen ist irgendwo abhanden gekommen und dadurch ebenfalls  – kann dauern!

3.     Ich erinnere mich nicht. 

Gedanklich produziere ich einen weiteren Grund. 

4. Sehr geehrte Damen und Herren und Diverse und wer auch immer …

Überraschenderweise ist es Dezember und damit kalt. Noch überraschender haben wir auf IHREM Weg nach Hause ein 800 Millionen Jahre altes Skelett eines noch nie zuvor gesehenen Dinosauriers gefunden, welchen wir selbstverständlich mit einem Teelöffel ausgraben werden. Bitte haben Sie Verständnis und laufen sich die verdammten Käsespätzle ab. 

Ich muss lachen, dass muss der sogenannte Galgenhumor sein, denke ich und bin wirklich belustigt darüber. 

Ich denke darüber nach zu Fuß zu gehen. Wie lange brauche ich für über 80 km? Was könnte ich zum Abendbrot essen bei dem Kalorienverbrauch?

Mir jetzt völlig Latte, was die gefunden, verloren oder mit nem Teelöffel ausgraben müssen, irgendwann werde ich zu Hause sein.

Lächelnd storniere ich das Hotel. Konsequent und so.

Coming soon. Part IV.

Veröffentlicht von Vielverwinkelte

Lyrik berührt Moderne.

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