Sinn und Mittel zum Zweck

Ich hab mein Leben lang Antworten gesucht. Auf so ziemlich alles eben, einfach weil ich so viele Fragen hatte, dass ich keine davon bewusst stellen konnte. Also habe ich begonnen in so ziemlich allem herumzuschnüffeln. Religion, Esoterik, Okkultismus, Philosophie, naja, einfach so ziemlich alles eben. Gefunden habe ich aber eigentlich gar nichts, außer jeder Menge Semantik. Rhetorische Antworten auf rhetorische Fragen. Bis ich gelernt habe, dass sich diese Antworten mit den Jahren von selbst aus dem Leben formen, dass meine Art zu sehen und Fragen zu stellen auch wiederum das einzige ist, was mir wirkliche Antworten geben kann. Aber im Grunde ist da gar nichts. Das Leben ist aus sich selbst. Ich weiß nicht ob man diesen Satz verstehen kann, denn er ist vielleicht nicht das wohlklingendste, aber definitiv das ehrlichste was ich geben kann. Wir alle leben irgendwie in einer Welt, in die wir gar nicht hineinzupassen scheinen, weil die Anordnung ihrer Einzelteile, das aufkommen und wieder verschwinden so zufällig ist. Um damit klarzukommen, muss man erstmal das eigene Chaos respektieren. Das bedeutet für mich, dass es die großen Fragen und Antworten auf alles zwar vielleicht gibt, aber ich mir nicht mehr so sicher bin, ob ich diese überhaupt verstehen kann, solange ich mich nicht einfach auf einen spezifischen Ausschnitt konzentriere, der für mich in dieser Situation, Lebenslage, aus meinem urpersönlichem Winkel wirklich wichtig erscheint. Irgendwie ist das eine Form von poetischem Nihilismus, zu wissen, dass es vermutlich einen Sinn für alles gibt, nicht aber unbedingt das entsprechende Gegenstück an Worten dazu. Dass wir alle in der Frage quasi feststecken, und die Ironie, dass genau darin die Antwort liegt, dass du eben nicht weißt, dass Wissen vielleicht gar nicht so relevant ist, und der Wunsch danach wahrscheinlich auch nur das Produkt eines unruhigen Geistes. Nicht nur dir wurde das Leben einfach so gegeben, sondern auch du wurdest dem Leben einfach so gegeben. Wir sehnen uns immer so nach etwas Größerem, weil es uns schwerfällt mit den Kleinigkeiten klarzukommen. Dabei sind gerade diese Kleinigkeiten das einzige was zählt. Es geht nicht darum was, sondern wie du etwas machst. Ob du es schaffst dich selbst gut genug zu lesen, um in dem was du sowieso tun musst, einen gewissen Grad an Befriedigung zu finden, weil du es schaffst die Dinge zu deinen Dingen zu machen. Ich glaube, dass genau das für mich Weisheit bedeutet, wenn man dieses Wort verwenden möchte, auf jeden Fall bedeutet es eine Perspektive zu finden, und aus der eigenen Blindheit herauszukommen. Diese echte, diese ehrliche Weisheit ist aber nicht rhetorisch. Sie ist keine Anordnung von Worten nach den Gesetzen einer Sprache, sie ist kein zauselhafter esoterischer Schauer von Erkenntnissen, sondern es geht um die Scheiße die an deinen Schuhen klebt, von den Orten an denen du schon überall warst. Um die inneren und äußeren Landschaften, deren Einswerdung, und darum zu verstehen, dass es nichts gibt was du dafür tun musst. Dass dir niemand etwas zur Rettung oder Verdammung deiner Seele verraten kann, und dass das ganze Leben ein Orchester aus schicksalshaften Zufällen ist. Du tust Dinge weil du sie liebst, und manchmal auch, weil du sie hasst, und alles dazwischen ist Füllmaterial um wieder auf die Insel dieser Momente zu gelangen, in denen sich das Leben echt anfühlt, und in denen du dich echt fühlst. Ich glaube das ist es. Fühle dich echt. Ehre alles was sich echt anfühlt, und was dich in die Lage versetzt den Selbstrespekt zu finden, um dich selbst echt zu fühlen. Alles andere ist Mittel zum Zweck.

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