Für M.

Als Selbständige unter gelangweilten Hausfrauen …

Wie ich da reingeraten bin, kann ich aus heutiger Sicht echt nicht mehr sagen, was ich aber wusste, war Folgendes. Ich kam aus dieser beschissenen Nummer nicht mehr raus! Verdammt aber wahr. Und als ob das nicht schlimm genug war, läuft das seit echt traurigen sechs Jahren so. Ich bin zwar selbst Mutter und ja auch Ü40, dennoch bin ich im Gegensatz zum Muttigeburtstagsklientel ne ziemlich:

– Coole
– Blonde
– Schlanke
– Selbständige
– Intelligente
– Gut aussehende
– Langhaarige
– vor allem super coole,
– gewitzte
– Frau
Leider sieht nicht jeder, dass ich an Genialität grenze, deshalb musste ich es minimal aufführen.

Back to Basic oder in Deutsch. Zurück zur Basis. Welche Basis?

Woher soll ich das denn wissen …

Also soll heißen: ich rede nicht über Fluglärm, Marmelade kochen, Kuchen backen, bösen Lehrern in der Schule, Hämorrhoiden, fiese Kindergärtnerinnen, die nicht verstehen, dass das Kind hochbegabt ist und nein … ich rede auch nicht über Themen wie den teuren Edeka im Dorf, obwohl alle Anwesenden locker fünfzig Kilo auf dem gelangweilten und nicht mehr verzinstem Sparbuch liegen haben.

Ich bin also auf einen Geburtstag eingeladen. Das Geburtstagskind ist eine sehr nette Frau, die in meinem Dorf lebt und ich mag sie wirklich, deshalb gehe ich auch hin, obwohl ich als Selbständige gerade zehn Stunden gearbeitet habe und eigentlich reif wäre für mein Bett, die Couch, Badewanne oder nen Kokstrip. Oh, das war nicht jugendfrei. Gern geschehen!

Völlig überarbeitet schlage ich also auf dieser Happy Party auf und möchte eigentlich gleich wieder umkehren, da sich ungefähr 752 Frauengrüppchen gebildet haben, in denen jedoch nur vier existentielle Themen die Tagesordnung dominieren:

1. Passt meine Handtasche zum blauen Kostüm?

2. Warum mögen die Lehrer meinen (doofen) Sohn nicht?

3. Kindergärtnerinnen sind auch nicht mehr das was sie mal waren. (Alles Schlampen außer Mutti)

4. Wo bekomme ich Bio Backpulver für meinen Kuchen her?


Von DM, meine Güte. Alnatura. Geschenkt!

Also ernsthaft, ich tappe müde in das Wohnzimmer und höre als erstes, wie eine junge Frau von einem Vorstellungsgespräch spricht und ihr nicht klar ist, ob die weiße Tasche zum blauen Kostüm passen würde. Ich rolle episch mit den Augen und schleiche an Gruppe zwei vorbei. Autsch, auch nicht mein Thema, denke ich und robbe jetzt bauchwärts an Gruppe drei vorbei. Das mache ich, um nicht gesehen zu werden, es funzt und ich bekomme Brechreize, als ich das Thema von unten erahne. Diese wirklich, wirklich widerlichen Erzieherinnen, grinse ich und setze meine imaginäre Tarnkappe auf, um schnell an Gruppe vier vorbei zu kommen. Noch immer hat niemand ne Lösung zum Bio Backpulver, ich überlege kurz denen zu helfen, lasse es aber. Manchmal bin ich eben gern gemein, grinse ich teuflisch. Was bleibt mir anderes übrig, dafür rede ich ja nicht über oben geschriebene Themen!

Ich bemerke, dass ich bei Gruppe eins wieder ankomme und auch hier noch nicht entschieden ist, welche Tasche nun zum Kostüm passt. Ich schließe kurz die Augen und fühle mich hilflos, als ein Glas Wodka O in mein Sichtfeld gelangt. Wie ein Flugzeug mit Banner dran, schwebt der rettende Wodka vor mein Auge. Ich schaue nach rechts und blicke in ein mitleidiges Gesicht einer ebenso coolen Mutti wie ich es bin. Sie nickt mir aufmunternd zu und ich trinke auf Ex.  

#daskannich

Er schmeckt, ich will mehr. Anscheinend steht mir das ins Gesicht geschrieben, denn meine neue coole Muttifreundin reicht mir noch einen, zwei, drei …

Irgendwann stehe ich bei Gruppe eins und es geht mir gut … Zwar ist das Thema mit der beschissenen Handtasche immer noch nicht durch, aber es geht mir fett am Arsch vorbei.

Ich überlege der Muttifreundin mit dem Wodka O Service einen Heiratsantrag zu machen, entscheide mich aber dagegen, weil ich bereits verheiratet bin. Nun, ich proste ihr verschwörerisch zu, hoffe, dass sie mich fortan jedes Jahr so heldengleich retten wird und habe eine Erkenntnis …

Manchmal, ja manchmal hilft nur die Entscheidung zwischen:

Saufen oder Gehen!

Veröffentlicht von Vielverwinkelte

Lyrik berührt Moderne.

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