Die längsten Tage

Lange Zeit hatte ich das Gefühl überhaupt nicht älter zu werden, nicht so zumindest, wie man es sich allgemein vorstellt. Ich würde bloß größer, kräftiger und erhielt mehr Freiheiten. Eigentlich aber wurden nur die Leute um mich herum älter. Meine Tage waren so lang, wie es in der Jugend eben normal ist, auch wenn mir im Rückblick diese Zeit bloß wie ein Wimpernschlag erscheint, war ich so lange ein Teenager, dass ich mir nichts anderes vorstellen konnte. Um mich herum sprachen die Leute manchmal über das Älterwerden, aber für mich waren das nur Geschichten von alten Leuten. Vielleicht besaß ich einfach noch nicht Vergangenheit, um zu bemerken wie kurz die Gegenwart dauert. Es war eine Unsterblichkeit inmitten meines Lebens, mit den längsten Tagen und Nächten wie sie jemals vorkommen werden. Und vor allem hatte ich noch das Gefühl, als ob ich diese Zeit besitzen würde, dass sie mir selbst verschrieben wäre, während ich mich jetzt oft eher in der Rolle eines Beobachter wiederfinde.

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