Menschen die von der Allgemeinheit als nicht oder nur mäßig attraktiv empfunden werden, müssen uns bei einem Kennenlernen erst von ihren guten Eigenschaften überzeugen, während es schöne Menschen völlig aus der Hand legen und uns überlassen können, diese guten Eigenschaften für sie zu entdecken, egal ob sie wirklich vorhanden sein mögen. Wir interpretieren sogar solche Züge an ihrem Verhalten als sympathisch, die wir sonst niemals dulden würden, weil Schönheit als eine Form von Macht empfunden wird, an der alle ihren passiven Anteil wollen. Es ist uns wichtig, dass uns schöne Menschen als ebenbürtig empfinden, weil es in den Augen der anderen immer das Versagen des weniger Schönen bleibt, von Personen nicht gemocht zu werden, die ausreichend anziehend sind, dass es für sie schon ausreicht bloß still bei Tisch zu sitzen, damit andere meinen die Klugheit in ihren Augen lesen zu können, weil Schönheit im mehrheitlichen Glauben alle anderen Talente in sich bindet. Sogar wenn sie völlig passiv bleiben, komplimentieren wir ihnen mit großem Eifer für alle möglichen guten Eigenschafen, weil wir uns sehr bemühen tiefgründige Komplimente zu finden, die unsere Oberflächlichkeit verbergen. Wir versuchen Schönheit durch Komplimente zu zähmen, weil sie uns wie wählerischer Adel erscheint. Und genau wie bei Reichtum gilt eine gewisse Diskretion, sie nicht direkt auf ihre Wohlhabenheit anzusprechen, sondern kreativere Gründe zu finden, um nicht vulgär und bittstellend zu erscheinen.