Die österreichische Seele ist eine geheime Sprache mit wenigen Eingeweihten. Etwas das man nicht ganz richtig, aber auch nicht völlig falsch, als das Gegenteil von Poesie umschreiben könnte: Ein bisschen grob eingebildet, etwas stumpf im Gefühl für Sinn und Zeit, träge und immer drei Schritte zurückgefallen, aber auf einer ausladenden Säule der Gemütlichkeit errichtet. Während ich den amerikanischen Enthusiasmus immer als höchst affektiert empfunden habe, erscheint mir die österreichische Bärbeißigkeit grausam aufrichtig. Eine kollektive Anstauung von Wut über die niemals grüßenden Nachbarn, den charakteristischen Anwuchs des Ausländeranteils im Straßenbild, und das zimperliche Nüchtern-werden im betrunkenen Weltschmerz auf dem Nachhauseweg. Und als Gegengewicht nur noch die große große österreichische Freude, irgendetwas gerade NICHT tun zu müssen.