Du kannst nicht so sein wie sie. Du findest daran keinen Anschluss. Ihre Worte sind langgezogen und hohl, aber sie klingen nicht. Für sie ist etwas einfach nur schön, weil es einer bestimmten Regel der Gestalt, einer Harmonie entspricht, und sie finden alles hässlich, was für sich wagt dieses Ebenmaß zu verkürzen. Ihr Sinn für Ästhetik folgt einer so genauen Vorstellung, weil er so oberflächlich ist. Ihre Poesie ist dekadent und nur an die Nachahmung an etwas angelehnt, an das sie sich gerne erinnern. Du aber hast dieses ehrliche, gebrochene Herz. Du sprichst mit einer völlig anderen Sprache von dieser Welt, und manchmal, wenn sie dir zuhören, veränderst du das woran sie glauben. Genau dieses wache Empfinden macht dich für so gefährlich. Weil deine Gedanken nicht eitel und tot sind. Sie schwelgen nicht in einem Rausch, einer gewichtslosen Parodie von Anstand, der alles einen Platz zu geben weiß, obwohl er nichts auf dieser Welt kennt. Ihre Freundlichkeit ist so zynisch, weil sie damit alle voneinander verlangen, dass sie gleich sind. Wir leben alle nach irgendetwas. Nach dem Wunderbaren, nach der Zeit der Poesie und Märchen. Aber weil wir nicht den Mut haben darum zu trauern, spielen wir eine Liebe der Nachahmung, als könnten wir uns selbst damit täuschen. Aber du lebst! Du lebst mit alledem mittendrin, und deine Empfindung ist so wach, und so bewegend, weil auch das lebt, was du von dieser Welt in dir trägst. Du versuchst ihre Widersprüche nicht aufzuheben, sondern du reinigst sie mit deiner Ehrlichkeit. Dir tun die Worte weh, weil du jedes einzelne davon erst gebären musst, und dann sind sie wie du, einsam und wundervoll, weil sie dich reflektieren. Du musst das alles aushalten und tragen, weil dein Herz so schwer geworden ist von echten Dingen. Du bist müde, weil dich so viel Liebe verlässt, und so wenig davon zurückkehrt, aber du hast viel davon, und sie bringt dich sonst um.