Und dann hast du dieses Gefühl einer letzten Zigarette, einer Letzten, weil es niemals wirklich die Letzte ist, sondern viele Letzte sind, und dieses spezifische Gefühl hast du, weil du mit etwas aufhören musst, aber noch nicht loslassen willst. Du durchlebst die gesamte lange Diskrepanz von Wille und Entscheidung, weil du alles in diesen Entschluss aufzuhören investieren möchtest, aber das einzige Puzzleteil das dir fehlt, welches aber entscheidender als alle anderen ist, es auch wirklich zu wollen. Du weißt nur, dass du solltest, dass du musst, und das versetzt dich in einen Kampf mit dir selbst, ohne, dass du gewinnen willst. Dies ist die Metapher für die Liebe zur Selbstzerstörung schlechthin, zu wissen, dass etwas schlecht für dich ist, aber weil es sich in diesem Moment gut anfühlt, auch wenn das Wohlgefühl welches es dir gibt, vielleicht nur darauf beruht, vergessen zu haben, wie es ohne diese Abhängigkeit zu leben ist, aber weil es dir den Schmerz nimmt zu verzichten, oder vor einer großen Veränderung zu stehen, weil es dich so belässt, unreflektiert und vor dir selbst versteckt, bringt man sich einfach auf Zeit um, solange man noch genügend Leben hat, um sich nicht mit dem Tod zu streiten, weil man zu wenig Vernunft hatte. Auf diese Weise ist jede Sucht, sei es zu einer Droge oder einer Person, eine Form des Wartens, und sich in diesem Gefühl selbst verdauen, des bewusst weniger Werdens, und ins Unbewusste gleiten, solange man noch ein Komma statt einem Punkt setzen kann, noch etwas weiter fallen kann, statt aufzuschlagen, weil man noch so viel Zeit hat mit diesem langen Sterben, dass man glaubt, dass es bloß weit gedehntes Leben ist. Man muss nur weit genug von sich weg, und die Sucht macht alles andere peripher, weil es ein Neben-sich-stehen, und das Gegenteil des Gefühls der eigenen Mitte ist.
Besser konntest Du es nicht auf den Punkt bringen. Chapeau!
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