Mr. Wackelauge und Mrs. Sexerzwingerin Part. III

Sie brauchte Zeit.


Ein Blick auf die Uhr, kurz nach 13 Uhr mittags und er wollte sie 20 Uhr treffen. Waaaaaaas, sie wurde nervös. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Nur sieben Stunden zur Vorbereitung? Kaum zu schaffen! Was bildete er sich ein? Nadine meldete sich für den Rest des Tages auf Arbeit krank, denn schließlich war sie der Sache mit der blutüberströmten Stirn nur knapp entkommen.

Alle mal ein top Grund. Oder ein blutiger, wie man will.


Sie warf sich ins Auto, startete den Wagen und trat brachial aufs Gas, um schnellstmöglich nach Hause zu kommen.


Nur noch 6,5 Stunden. Scheiße.
Was sollte sie anziehen? Welche Schuhe, welche Dessous? Rock oder Hose? Strapse oder Halterlose? Mädchen oder Lady like …? Oder Vamp, alles in schwarz? Sie verwarf die schwarze Idee, denn er sollte ja nicht schreiend vor ihr wegrennen. Wobei es die passende Antwort auf seine Gemeinheit wäre, witzelte sie.


Fragen über Fragen, auf die sie keine beschissenen Antworten finden würde. Sie brauchte ein Beruhigungsbad und einen Prosecco und zehn Kilo weniger! Kurz vor zwei wollte Nadine ihre Lavendel – Baldrian – Melisse – Johanniskrautbadewanne gemeinsam mit einer 0,5 Liter Flasche Prosecco in der linken und einer Champagnerflöte in der rechten Hand besteigen, als sie im Schlafzimmer kurz vorm Spiegel „hängenblieb“.


Grummelig betrachte sie ihren Bauch, der aufgrund des Steaks nach vorn gewölbt stand. Nadine zog ihn ein, brachte aber nix, da Fleisch halt stundenlang brauchte, um vom Magen zum Darm zu wechseln. Schöner Mist, ernsthaft. Sie begutachtete ihren nackten Körper so lange, bis sie bemerkte, dass sie nicht mehr atmete. Im Spiegel sah sie, dass ihr Gesicht schon dunkelrot anlief.

»Wuhhhhhh«, atmete sie aus, um sofort einen tiefen Atemzug zu nehmen. Sie goss sich das erste Glas ein und freute sich diebisch, dass sie schon 18 Kilo bei ww abgenommen hatte.

»Yessss«, feixte sie auf dem Weg ins blubb und blaa Beruhigungsbad. In Gedanken hörte sie den Song Lady in red und fand ihn situativ und persönlich voll angemessen.


15:30 Uhr bestieg sie die Badewanne und wunderte sich ein wenig darüber, dass das Wasser irgendwie nur lauwarm war und sie sich die ätherischen Öle auch hätte schenken können. Zack,

Heißwasser marsch …


15:40 Uhr. Sie schloss ihre Augen, der Prosecco fand auch blind den Weg zu ihren Lippen. Sie überlegte … Ob sie sich wohl genug zu erzählen hatten? Also sie und der Mann mit den blauen Wackelaugen? Ob ER gleich über sie herfallen und sie küssen würde?

15:50 Uhr. Ob SIE sofort über ihn herfallen und ihn küssen sollte? Nein, dachte sie, Männer wollten immer jagen. Gut, damit konnte sie hervorragend leben.


15:52 Uhr. Warum durften Frauen eigentlich nicht jagen?


15:56 Uhr. Raffiniert wäre, wenn sie einen BH anziehen würde, der vorn aufgeht.


16:00 Uhr. Nee, doch einen normalen BH, wäre ja voll peinlich, wenn er wie doof hinten suchen müsste.
Sie füllte sich vom Prosecco nach.


17:00 Uhr. Ob John wohl wirklich John hieß, fragte sie sich. Und dann fragte sie sich, wo sie sich eigentlich treffen würden.


Gegen 18 Uhr verließ sie das Bad und stand in Dessous, Halterlosen, einer Ladung Make-up und 100 ml ihres Lieblingsparfüms erneut vorm Spiegel, der ihr vorhin den Atem nahm.

»Eben noch im Minilädchen uuunndddd jetzt durch die Zauberkugel«, witzelte sie mit einem gespielten holländischen Akzent, denn es hatte tatsächlich ein wenig was von der Mini Playback Show.

Aber …
Sie schnappte sich einfach ihre Lieblingsjeans und irgendein Langarmshirt. Sie mochte sich. Genauso wie sie war. Sie würde sich selber jagen, also wäre sie ein Mann. *zwinker an alle Ladies dieser Welt.


Mit diesen Gedanken schnappte sie sich den Autoschlüssel und machte sich auf, Mr. Wackelauge zu treffen.

Veröffentlicht von Vielverwinkelte

Lyrik berührt Moderne.

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